Löhnig – Falltraining im Zivilrecht 2
Ungefähr so überstrapaziert wie die Weisheit, dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauert und am Ende Deutschland gewinnt ist auch die Erkenntnis, dass ein Jurastudium ohne Beherrschung des Klausurenschreibens zum Scheitern verurteilt ist. Studenten sollten aber nicht den Fehler machen und sich entnervt den Konsequenzen dieser Weisheit zu entziehen versuchen. Klausurenschreiben ist eine Übungssache und auch wenn die Arbeitsbelastung der Studenten ohnehin sehr hoch ist, so sollte dennoch von Zeit zu Zeit auch die Klausurpraxis auf dem Lernplan stehen. Nun kann man dies natürlich auf den verschiedensten Wegen in sein Lernkonzept integrieren, sei es die Bearbeitung alter Originalklausuren und anschließender Abgleich mit der Lösungsskizze oder das Mitschreiben von Klausuren unterer Semester. Ersteres ist natürlich durchaus realitätsnah, hat allerdings den entscheidenden Nachteil, dass die Klausuren nicht aufgearbeitet sind und man so ein Thema nicht unbedingt lerntauglich durchdringt. Letzteres hingegen ist unverhältnismäßig zeitraubend und daher nicht zu empfehlen.
Eine Alternative zu diesen Möglichkeiten stellen Fallbücher dar, welche in der juristischen Ausbildungsliteratur mittlerweile einen festen Platz erobert haben und mit verschiedenen Konzepten um die Gunst der Käufer buhlen. Eine feste Größe im Segment der juristischen Fallbücher ist der Autor Martin Löhnig, dessen Fallbuch „Falltraining im Zivilrecht 2 – Ein Übungsbuch für mittlere Semester“ im Jahr 2008 erstmals im C.F. Müller Verlag erschienen ist.
Inhaltlich widmet sich das Werk den vertraglichen Schuldverhältnissen, den gesetzlichen Schuldverhältnissen sowie dem Sachenrecht. Das Niveau entspricht dem Ausbildungsstand des dritten bis fünften Semesters, worauf der Autor insoweit besonders eingeht, als dass jeder Fall mit einer Einstufung seiner Schwierigkeit versehen ist. Insgesamt 29 klausurmäßig gelöste Fälle, welche vom Schwierigkeitsgrad her anspruchsvoll aber fair sind und von der Länge her übersichtlich sind ohne dabei den Bearbeiter in trügerischer Sicherheit zu wiegen, bietet Löhnigs Werk. Der Preis von 14,00 € ist angesichts des Gebotenen durchaus fair, wenngleich die Referenzqualität anderer Fallbuchreihen wie etwa den „Grundlagen Fälle“ von Alpmann Schmidt oder so herausragenden Autoren wie Susanne A. Benner nicht erreicht wird. Dazu fehlt es leider an solchen Selbstverständlichkeiten wie einer der ausformulierten Lösung vorangestellten Lösungsskizze und auch einer Nachbesprechung einzelner wichtiger materiell-rechtlicher Aspekte der jeweiligen Klausur.
Angesichts des mittlerweile vielfältigen Angebotes juristischer Fallbücher soll hier keine Kaufempfehlung ausgesprochen werden, sondern vielmehr ein kleiner Leitfaden zur Kaufentscheidung an die Hand gegeben werden. Studenten, welche ein reines Klausurenwerk ohne Schnickschnack suchen, werden mit Löhnigs Werken die richtige Wahl treffen. Wer es im Klausurenstil mag, aber stärker an die Hand genommen werden möchte, der sollte sich die bekannten Klausurenkurse aus dem C.F. Müller Verlag anschauen. Wer hingegen lieber einzelne wichtige Rechtsprobleme in klausurtauglicher Form verinnerlichen möchte, der wird bei Alpmann Schmidts Reihe „Grundlagen Fälle“ fündig.
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