Knauff: Fälle zum Europarecht

Matthias Knauff
Fälle zum Europarecht. Unter Berücksichtigung der Bezüge zum deutschen und internationalen Recht

knauff.jpg Mit dem Fallbuch von Matthias Knauff findet sich auf dem deutschen Markt ein neues und besonders aktuelles Fallbuch, das sich dem Europarecht widmet. Dies ist angesichts der Entwicklung des Europarechts zu einem auch im Examen relevanten Pflichtfach nicht verwunderlich.
Das Werk richtet sich sowohl an Studierende des Schwerpunktbereichs als auch an solche die Europarecht lediglich als Pflichtfach belegen. Die meisten Fälle haben allerdings zum Teil einen so hohen Schwierigkeitsgrad, dass Pflichtfachstudierende zunächst kaum damit zurecht kommen werden.
Es werden insgesamt 17 Fälle zu den wichtigsten Bereichen des Europarechts behandelt. Dabei wird im Inhaltsverzeichnis keine Einteilung in institutionelles und materielles Europarecht vorgenommen, faktisch finden sich die Fälle, die vorwiegend materielles Recht zum Inhalt haben, aber unter den vorderen Fällen. Praktisch ist, dass im Inhaltsverzeichnis unter jedem Fall aufgeführt ist, welcher Themenbereich abgedeckt ist. So kann sich der Studierende jeweils schnell zurecht finden.
Das Schriftbild und die Darstellung der Fälle sind angenehm gestaltet. So gibt es genügend Absätze und Aufbauschemata vor jedem Fall. Außerdem sind an einigen Stellen Exkurse mit Lernstoff und Hintergrundwissen eingebaut.
Besonders positiv fällt auf, dass sehr aktuelle Fälle verarbeitet wurden. So finden sich beispielsweise bereits ein Fall in Anlehnung an das Ker-Optika Urteil des EuGH.
Leider ist das Buch vermutlich dadurch dass es als Sammelwerk entstanden ist nicht „aus einem Guss“. Es ist sehr auffällig, dass verschiedene Autoren die Fälle bearbeitet haben, so bauen diese nicht hinreichend aufeinander auf (z.B. Warenverkehr wird nicht als erste Grundfreiheit geprüft)und sind auch in der Qualität unterschiedlich. Es fehlen generelle Aufbauschemata wobei zu bemerken ist, dass der Aufbau an einigen Stellen eher ungewöhnlich erscheint. Einige Autoren möchten Stoff unterbringen und prüfen Fälle weiter, obwohl man eigentlich „raus“ ist. Schöner wäre an solchen Stellen ein anschließender Exkurs als Ergänzung oder ein Hilfsgutachten. Darüberhinaus sind einige Falllösungen eher ungenau, so gibt es keine Einleitung in 1. Lex specialis, 2. Schutzbereich (persönlich/sachlich/räumlich usw.). Im ersten Fall wird beispielsweise der Eingriff einfach bejaht. Dies macht das Buch für Einsteiger ungeeignet, da es sehr schwer vorstellbat erscheint mit diesem Fallbuch die Fallstrukturen zu erlernen. Zudem bestehen auch in den Fallösungen noch Verbesserungsmöglichkeiten so wird z.T. auf eine RL eingegangen, die nicht mit abgedruckt ist. Hier bestehen für Autoren und Herausgeber noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Zudem fehlt es an einem Stichwortverzeichnis und Hinweisen welche Fälle für einen Einstieg in die Materie geeignet sind.
Insgesamt würde ich dieses Buch daher nur Studenten des Schwerpunktes ans Herz legen, die bereits über ein gefestigtes Grundwissen in der Materie verfügen. Der Schwierigkeitsgrad der Fälle, der in der Regel eher hoch ist, ermöglicht es ihnen das Wissen zu erproben.

[rating:3.5]