Coester-Waltjen/ Mäsch: Übungen in Internationalem Privatrecht und Rechtsvergleichung

Dagmar Coester-Waltjen/ Gerald Mäsch
Übungen in Internationalem Privatrecht und Rechtsvergleichung

ubungen.jpgWie wir alle wissen, ist das Lösen von Fällen im Jurastudium unentbehrlich und sollte zum Standardrepertoire eines jeden Jurastudenten/in gehören. Auch im Schwerpunkt ändert sich dies nicht.

Besonders im Internationalen Privatrecht ist die Auswahl an guten Fallbüchern jedoch leider recht überschaubar. Hier füllt das Werk von Coester-Waltjen und Mäsch auf gutem Niveau zweifelslos eine Lücke und gilt – zumindest im Schwerpunktsbereich unserer Fakultät – als einer der „Klassiker“ bei der Examensvorbereitung.
Das Werk richtet sich an Studierende höheren Semesters, die die Schwerpunktprüfung oder den Master im Internationalen Privatrecht & Rechtsvergleichung anstreben. Vorkenntnisse sind daher vom Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung für die Arbeit mit diesem Fallbuch.
Inhaltlich gliedert sich das Werk in zwei Teilen. Im ersten Teil werden didaktische und methodische Grundlagen für die IPR- und Rechtsvergleichungsklausur erläutert. Anschließend kommt man zu den Übungsfällen. Insgesamt beinhaltet das Werk 10x fünfstündige IPR- und IZPR-Fälle sowie 2x fünfstündige Rechtsvergleichende Fälle. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Prüfungsordnungen in der deutschen Juristerei wartet das Fallbuch außerdem mit fünf weiteren zweistündigen IPR- und IZPR Fällen sowie einem zweistündigen Rechtsvergleichenden Fall auf.
Die Fälle folgen dabei alle demselben Aufbau. Nach einem recht umfangreichen – und daher sehr klausurauthentischen – Sachverhalt folgen im Anhang (falls notwendig) ausländische Gesetzestexte. Anschließend werden die Kernprobleme sowie besonders knifflige Fragen in einer Vorbemerkung schon kurz angerissen, ohne jedoch die Lösung zu verraten. Sodann gelangt man zu einer Lösungsskizze und am Schluss folgt das ausgeschriebenen Gutachten. Einige Fälle warten dabei ihrer Bearbeitungszeit entsprechend mit Abwandlungen und Zusatzfragen auf.
Positiv fällt u.a. auf, dass das Werk inhaltlich sowohl IPR als auch IZPR sowie Rechtsvergleichung abdeckt. So behandeln die Fälle zum IPR bzw. IZPR u.a. Internationales Deliktsrecht, Int. Prozess- und Vertragsrecht, Int. Sachenrecht, Int. Gerichtsstandsvereinbarungen, Sicherungsrechte im internationalen Sachenrecht, Internat. Forderungsabtretung und Prozessaufrechnung, Internat. Rechtshängigkeit im Scheidungsverfahren, Schiedsverfahrensrecht, Unterhalt, Internationales Erbrecht, Kindesentführung; Stellvertretung und odre pulic; Verbrauchergerichtsstand, Internat. Vertragsrecht und culpa in contrahendo; Verbraucher- und Gerichtsstandsvereinbarungen, sowie die Gewinnzusage aus dem Ausland.
Die rechtsvergleichenden Fälle beschäftigen sich mit Deliktshaftung und culpa in contrahendo im deutschen und französischen Recht, Stellvertretung im deutschen und im US-Recht sowie dem Vergleich des Leistungsstörungsrechts im deutschen nationalen Recht und im UN-Kaufrecht.
Die Fälle befinden sich auf Examensniveau.
Äußerst nützlich ist außerdem auch der erste Teil, welches eine umfassende Einführung zur Fallbearbeitung im Internationalen Privatrecht bietet und dabei sehr genau die Besonderheiten einer IPR-Klausur erläutert.
Jeder Fall enthält zudem zahlreiche weiterführende Literaturangaben, die vor allem die Nachbereitung von Meinungsstreiten erleichtern.
Hier liegt wohl auch der einzige Kritikpunkt. Gut ist zwar, dass aus didaktischen Gründen fast jede Meinungsstreitigkeit angesprochen wird. Jedoch kommen die Erläuterungen zu den Meinungen in der gutachterlichen Lösung oft zu kurz. Da nicht jeder Meinungsstreit in einem Fall gleich große Relevanz hat, wäre es entweder gut, diese in die Fußnoten zu verschieben, oder noch besser, sie mit nur ein paar Sätze mehr in der gutachterlichen Lösung verständlicher zu erläutern. Der Mittelweg, den das Werk anstrebt, dehnt auf der einen Seite die Fälle unnötig in die Länge, während es auf der anderen Seite beim Durcharbeiten frustriert, wenn man durch die knappe Wortwahl kompliziertere Meinungsstreitigkeiten nicht nachvollziehen kann.
Davon abgesehen aber ist das Werk insgesamt recht verständlich geschrieben. Das Schriftbild ist gut und die Gliederungen der Fälle sind logisch nachvollziehbar. Wie alle Lehrbücher des De Gruyter Verlages könnte dem Layout allerdings ein wenig Farbe gut tun.
Preislich gesehen bewegt sich das Werk mit 29,95 € im mittleren Preissegment, die Investition lohnt sich hier aber gerade auch aufgrund des Defizits an IPR-Fallbüchern auf jeden Fall.

Eine klare Kaufempfehlung!

Der Fachschaftsrat dankt Boysen+Mauke für das großzügige Sponsoring.

[Rating:4.5]