Brunner/ von Heintschel-Heinegg – Staatsanwaltlicher Sitzungsdienst

Raimund Brunner, Bernd von Heintschel-Heinegg
Staatsanwaltlicher Sitzungsdienst – Eine Anleitung für Klausur und Praxis

Als Vertreter der Staatsanwaltschaft zum Sitzungsdienst eingeteilt zu werden ist für die meisten Referendare ebenso unumgänglich wie im ersten Moment beängstigend. Ohne das berühmte Netz und den doppelten Boden müssen sie häufig schon kurz nach Beginn der Strafstation ins kalte Wasser springen. Dem Referendar das nötige Handwerkszeug an die Hand zu geben, um diesen Anforderungen gerecht zu werden ist das Anliegen des Werkes „Staatsanwaltlicher Sitzungsdienst – Eine Anleitung für Klausur und Praxis“ der Autoren Brunner und von Heintschel-Heinegg, das in der zweiten Jahreshälfte 2008 in seiner nunmehr 11. Auflage erschienen ist.

Insbesondere das erste Kapitel, dass sich allgemein der von Referendar als Vertreter der Staatsanwaltschaft zu beachtenden Mitwirkung in der Hauptverhandlung widmet lässt wohl viele Referendare erleichtert aufatmen, bietet es ihnen doch den ersehnten schnellen Überblick über den Beginn der Hauptverhandlung und ihre Mitwirkung dabei. Erfreulich sind insofern auch die Anmerkungen für den Fall des Nichterscheinens des Angeklagten, wobei anzumerken ist, dass kurze Ausführungen zum Nichterscheinen eines Angeklagten bei Verhandlung gegen mehrere Angeklagte und auch zum entschuldigten Nichterscheinen eines von mehreren Angeklagten leider nicht enthalten sind. Gerade ein kurzer Hinweis auf die Möglichkeit das Verfahren abzutrennen wäre hier wünschenswert. Erfreulich hingegen sind die Erläuterungen zum Verlesen des Anklagesatzes, welche der Referendar auch kurz vor einer Hauptverhandlung erneut lesen kann, ebenso. den abschließenden Hinweis der Autoren, als Referendar einen Rechtsmittelverzicht nicht eigenmächtig zu erklären.

Das sich anschließende Kapitel über die Beweisaufnahme einschließlich des Beweisantragsrechts eignet sich dank seiner Formulierungsbeispiele gut für die Vorbereitung eines groben Ablaufplans des Referendars während der Vorbereitung auf die Hauptverhandlung, insbesondere sofern es die erste Sitzungsvertretung ist. Die Ausführungen zum staatsanwaltlichen Schlussvortrag umfassen die Verurteilung, den Freispruch, die Einstellung, Teilverurteilung mit Teilfreispruch bzw. Teileinstellung und die Besonderheiten im Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende. Gerade die Ausführungen zur Strafzumessung, welche während des universitären Studiums den wenigsten Studenten begegnet und zu den ebenfalls weitgehend unbekannten Besonderheiten des Jugendstrafrechts Abgerundet wird das Werk durch klausurtaktische Hinweise zum Schlussvortrag der Verteidigung und eine Musterklausur zum staatsanwaltlichen Schlussvortrag. Seine inhaltlichen Qualitäten machen das Werk zu einer grundsätzlichen Empfehlung für diejenigen Referendare, die ihre Station bei der Staatsanwaltschaft absolvieren. Getrübt wird der Eindruck lediglich durch den Preis, der mit 13,80 Euro gemessen am Umfang ein wenig zu hoch ausgefallen ist, dennoch sollte man es in jedem Fall in die Auswahl nehmen.

[rating:3.5]