Schellhammer: Erbrecht nach Anspruchsgrundlagen

Kurt Schellhammer
Erbrecht nach Anspruchsgrundlagen

Sein kleiner Bruder Michalski BGB-Erbrecht stand bereits bei uns auf dem Prüfstand und hinterließ einen prächtigen Eindruck, nun muss Kurt Schellhammer mit dem Lehrbuch Erbrecht nach Anspruchsgrundlagen, 2. Auflage 2006, ebenfalls erschienen bei C.F. Müller zeigen, dass er trotz seines deutlich höheren Preises einen Kaufanreiz für Studierende bietet.

Gleich zu Beginn sollte man bedenken, dass Schellhammer selbst sein Buch vor allem für die Bedürfnisse des Praktikers ab dem Referendariat zugeschnitten hat und sein Werk entsprechend knapp 560 Seiten stark ist, während Michalskis Werk immerhin noch auf knapp 460 kommt. Der Einstieg in die Materie gelingt zwar dank der einleitenden Erläuterungen zur Stellung des Erbrechts im Zivilrecht gut, im Anschluss daran wird es jedoch für Studierende recht schwierig, da er direkt mit einzelnen erbrechtlichen Konstellationen konfrontiert wird und nicht wie bei Michalski weitere umfangreiche Erklärungen zu den Erben und deren Stellung geboten werden. Das allerdings ist nicht direkt ein Manko des Buchs, denn es wendet sich, wie eingangs gesagt vor allem an Referendare oder noch weiter Fortgeschrittene. Dennoch zeigt ein zweiter Blick, dass auch der Student vor dem ersten Staatsexamen von diesem Lehrbuch profitieren kann, jedoch gilt das vor allem für Studierende, die im Wahlschwerpunkt mit dem Erbrecht konfrontiert werden. Ihnen bietet der Autor durch die praxisnahe Behandlung von examensrelevanten Aspekten wie dem Pflichtteilsrecht und der Vor- und Nacherbenschaft ideale Anknüpfungs- punkte um die Grundkenntnisse im Erbrecht zu vertiefen und den Blick für wichtige Probleme zu schärfen.

Insbesondere die umfangreichen Kapitel zu den einzelnen Möglichkeiten des Vererbens durch klassisches Testament, Erbvertrag und deren Modifikationen und Ergänzungen machen dieses Buch für diese Studierenden zu einem erbrechtlichen Nachschlagewerk, dass dank einem klaren Stil und guter Struktur sehr zugänglich ist.

Besonders löblich sind die Ausführungen zum internationalen Erbrecht, die einen guten Überblick über die auftauchenden Probleme geben und durch entsprechende Verweise ergänzt werden, so dass man in diesem Bereich schnell vorankommt. Insgesamt hätten die Ausführungen hier zwar noch etwas umfangreicher sein dürfen, andererseits bieten die Verweise genügend weitergehende Informationen, so dass hier das Wesentliche sehr gut aufbereitet dargestellt wird.

Eine bekannte Stärke von Schellhammers Werken, die auch hier wieder zur komfortablen Benutzung des Werks beiträgt sind die umfangreichen und zum übrigen Text übersichtlich abgrenzten Beispiele und Schaubilder, die viele aufkommende Fragen sofort beantworten. Umfangreiche Verweise zu Literatur und Rechtsprechung komplettieren das Erbrecht nach Anspruchsgrundlagen und machen es vor allem für Praktiker zu einem unverzichtbaren Standardwerk.

Für Studenten empfiehlt sich: Wer ausschließlich die Pflichtveranstaltung Erbrecht besucht, ist mit Michalski BGB-Erbrecht gut beraten und wird hier alles finden, was er braucht. Wem das Erbrecht im Schwerpunkt begegnet, der sollte sich die Anschaffung in zwei Fällen gründlich überlegen und zwar als Ausgangswerk für eine Examenshausarbeit im Erbrecht oder als Nachschlagewerk zum vertieften Einstieg in das Erbrecht. Ansonsten ist auch hier Michalski die richtige Wahl. Referendare kommen hingegen um den Schellhammer wohl nicht herum und werden die vielen Erleichterungen, die er ihnen bietet schnell zu schätzen wissen.

[rating:4]