Olzen/ Wank – Zivilrechtliche Klausurenlehre mit Fallrepetitorium

Dirk Olzen, Rolf Wank
Zivilrechtliche Klausurenlehre mit Fallrepetitorium

Die Examensvorbereitung ohne Repetitor gewinnt bei den Studenten langsam eine größere Fangemeinde für sich. Während es lange Zeit als kaum vorstellbar galt, sich allein oder mit einer Lerngruppe ohne Unterstützung eines Repetitors auf eine der wichtigsten Prüfungen des Lebens vorzubereiten, so setzt sich nach und nach die Erkenntnis durch, dass auch dieser Weg nicht zum Scheitern verurteilt ist und auch nicht in die Sackgasse eines schwachen Ausreichend führt. Gleichwohl bleibt neben der aufwändigen Auswertung der jeweiligen Prüfungsgegenständeverordnung auch die Auswahl der richtigen Literatur der entscheidende Knackpunkt. Denn nicht zu ausführlich darf die Literatur sein, aber auch nicht zu kurz. Sie muss durchgehend in einem klaren und verständlichen Stil geschrieben sein, denn zu häufige Wechsel zwischen verschiedenen Lehrbüchern kann sich der Student in diesem knappen Zeitraum nicht erlauben und will er sich auch nicht erlauben. Während das Strafrecht den Studenten meist aufgrund seiner Stoffmenge und seinem prozentual geringen Anteil an der Examensgesamtnote bei den Studenten in der Vorbereitung einen – gewagt niedrigen – Stellenwert einnimmt und das öffentliche Recht meist durch Einzelwerke abgedeckt wird, lechzen die angehenden Juristen im Zivilrecht geradezu nach einem Werk für die gesamte Examensvorbereitung.

Neben dem bereits wohlbekannten Werk „Plate – Das gesamte examensrelevante Zivilrecht“ sollte derjenige, der vor dieser Entscheidung steht, unbedingt das 2007 in der fünften Auflage erschienene Werk „ Zivilrechtliche Klausurenlehre mit Fallrepetitorium“ der Autoren Olzen und Wank aus dem Carl Heymanns Verlag in seine Auswahl aufnehmen. Während manch einem Werk, das verspricht, die gesamte zivilrechtliche Examensvorbereitung aus einer Hand zu bieten, der Vorwurf gemacht werden kann, dass es didaktisch angestaubt und sprachlich auch längst nicht mehr durchgehen in der Gegenwart anzusiedeln ist, überrascht „Zivilrechtliche Klausurenlehre mit Fallrepetitorium“ mit einem frischen, unverbrauchten Sprachstil, der den Studenten im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nimmt und wie ein individueller Dozent den Leser durch das Zivilrecht führt. Vor dem Einstieg in das materielle Recht führen die Autoren noch einmal in die juristischen Arbeitstechniken ein und zwar in einer Art und Weise, dass man gar nicht umhin kommt, mit Begeisterung noch mal zu den Wurzeln des juristischen Arbeitens zurückzukehren. Auch das materielle Recht wird in ausgewogener Weise dargestellt, so dass man sich nie überfordert fühlt, aber zugleich stark gefordert ist und so die Motivationskurve ununterbrochen hoch bleibt. Dazu tragen auch die zahlreichen, wirklich hilfreichen und fließend in die Erarbeitung des Stoffes integrierten Prüfungsschemata bei und auch die Berücksichtigung solchen Stoffs, der vielen Studenten vor ihrer Examensvorbereitung längst wieder entfallen ist, beispielhaft sei hier das kaufmännische Bestätigungsschreiben genannt, aber auch der Erbschein. Wo viel Licht ist, da ist bekanntermaßen auch Schatten und so kommt auch dieses insgesamt wirklich hervorragende Werk nicht ganz ohne kritische Anmerkungen seitens des Rezensenten aus. Denn die Ausführungen zu den sogenannten Nebengebieten Familien- und Erbrecht sind zwar bereits gut gelungen, gleichwohl hätte insbesondere dem Erbschein und zu den Haftungsprivilegierungen der Ehegatten untereinander und den Eltern gegenüber ihren Kindern sowie den wenigen sonstigen Regelungen des Kindschaftsrecht im Bezug auf die Einschränkungen der elterlichen Vertretungsmacht mehr Aufmerksamkeit zugewandt werden sollen. Das ändert gleichwohl nichts daran, dass sich „Zivilrechtliche Klausurenlehre mit Fallrepetitorium“ eine klare Kaufempfehlung verdient.

[rating:4.5]