Gregor: Erbscheinsverfahren
Das Erbrecht teilt während des universitären Studiums zumeist das Schicksal des Familienrechts als gefürchtetes und dementsprechend oft gemiedenes Pflichtfach, dem man sich nur soweit nähert, wie es gerade für die grundsätzlichen materiellrechtlichen Kenntnisse nötig ist. Wer sich jedoch genauer an diese Materie heranwagt, wird schnell feststellen, dass zwar keine einfache Aufgabe auf ihn wartet, sich aber gleichwohl mit ein wenig Umsicht und Fleiß ein interessantes Rechtsgebiet erschließt. Wie auch das Familienrecht, so ist auch das Erbrecht prozessual nicht ganz so einfach zu handhaben, wie all jene Sachverhalte, die sich mehr im allgemeinen Zivilrecht einordnen lassen und die Nebengebiete nicht berühren. Zwangsläufig ist natürlich im Erbrecht die Begegnung mit dem Erbscheinsverfahren vorherbestimmt, eine Thematik, die in den meisten Lehrbüchern zum materiellen Erbrecht kaum oder gar nicht angesprochen wird, so dass jedenfalls Referendare, die sich in ihren Stationen intensiv mit dem Erbrecht beschäftigen auf die Anschaffung eines zusätzlichen Werkes angewiesen sind. Ein solches Werk ist das nunmehr in der vierten Auflage erschienene Werk „Erbscheinsverfahren“ von Klaus Gregor. Es ist in der Reihe „Referendarpraxis“ im Verlag Luchterhand erschienen.
Was zunächst nach einer trockenen und schlimmstenfalls quälend langweiligen Pflichtübung klingen mag entpuppt sich schnell als vielfältig und spannend, was nicht zuletzt am klaren und verständlichen Stil des Autors liegt, welchem es auf Anhieb gelingt der Materie Leben einzuhauchen. Gleichwohl sollte sich jeder Referendar bewusst sein, dass die Lektüre dieses Werkes eine vorherige Beschäftigung mit dem materiellen Erbrecht und die Schaffung einer soliden Wissensgrundlage keinesfalls zu ersetzen vermag. Nach einer kurzen Einführung in das Wesen des Erbscheins und dessen Bedeutung führt der Autor den Leser Schritt für Schritt in das erstinstanzliche Verfahren vor dem Nachlassgericht ein, sowohl bezüglich der Erteilung des Erbscheins als auch den in dieser Instanz zur Verfügung stehenden Korrekturmöglichkeiten. Die nachfolgenden Kapitel widmen sich zum einen der Beschwerde bzw. weiteren Beschwerde als auch dem für den Referendar ebenfalls sehr wichtigen Kostenrecht.
Abgerundet wird Gregors Werk durch Ausführungen zur Anwaltsklausur sowie einer umfangreich aufbereiteten Musterklausur und einem abschließenden Kapitel zum Klausurtraining, welche nicht nur die Anwaltsklausur, sondern auch die Richterklausur berücksichtigt. Angesichts seines Umfangs von knapp 140 Seiten ist der Preis von 20 Euro der inhaltlichen Qualität durchaus angemessen, so dass Referendare in entsprechenden Stationen das Werk in ihre engere Auswahl nehmen sollten.
[rating:4]