von Heintschel-Heinegg: Das Verfahren in Familiensachen

Bernd von Heintschel-Heinegg
Das Verfahren in Familiensachen

Der gewissermaßen kleine Bruder des Werkes „Materielles Scheidungsrecht“ stellt sich in seiner nunmehr neunten Auflage ebenfalls unserer kritischen Rezension. „Das Verfahren in Familiensachen“ von Bernd von Heintschel-Heinegg erscheint ebenfalls in der Reihe „Referendarpraxis“. Gleich vorweg sei jedoch darauf hingewiesen, dass eine Anschaffung nur dann lohnt, wenn die entsprechenden Examensprüfungen vor dem 01.09.2009 stattfinden, denn das Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG) wird erst in der 10. Auflage eingearbeitet werden. Dies ist insofern bedauerlich, als dass unnötige Mehrkosten auf jene Referendare zukommen dürften, welche zwar bereits jetzt mit der praktischen Ausbildung im Bereich des Familienrechts befasst sind, gleichwohl jedoch in ihren Prüfungen bereits die Anwendung dieser Gesetzesreform beherrschen müssen.

Abseits dieses Wehrmuttropfens zeigt sich jedoch schnell, dass der Autor hier ein Werk vorlegt, welches berechtigter Weise schon zu einem Klassiker der Ausbildungsliteratur gebracht hat. Zunächst wird der Leser in die einzelnen Familiensachen im Überblick eingeführt, so dass auch jene Referendare, die sich zwar schon intensiver mit dem Familienrecht befasst haben, aber prozessuale Kenntnisse doch eher allgemein im Bereich der ZPO gesammelt haben, sich vorsichtig an diesen zunächst unübersichtlich und verwirrend erscheinenden Komplex herantasten können. Es gelingt dem Autor erfreulich schnell den Leser durch das Labyrinth der prozessualen Aspekte des Familienrechts zu führen und diesem dabei das gute Gefühl zu geben, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen oder nur kurzzeitig einen Überblick zu gewinnen.

Mit der behutsamen Durcharbeitung des knapp 140 Seiten starken Werkes lichtet sich nach und nach das prozessuale Dickicht, das gewiss seinen Teil dazu beiträgt, das Familienrecht für nicht wenige Studenten eher zum Schreckgespenst denn zur reizvollen Herausforderung zu machen. Voraussetzung dafür sind allerdings fundierte materiellrechtliche Vorkenntnisse, um sich zumindest schon vorher auf einem Bein des Familienrechts sicher zu fühlen.

Wer trotz der anstehenden 10. Auflage oder gar ohne Wahl darstehend einen guten Reiseführer durch die prozessualen Aspekte des Familienrechts sucht, der wird mit von Heintschel-Heineggs Werk gewiss die richtige Entscheidung treffen. Diese hat mit 24 Euro gleichwohl einen leider etwas zu hohen Preis.

[rating:3.5]