Zeiss/Schreiber: Zivilprozessrecht

Walter Zeiss / Klaus Schreiber
Zivilprozessrecht


Das Zivilprozessrecht. Viele meiden es bis zum Repetitorium, manche lernen es gar nur „auf Lücke“. Dabei kann das Prozessrecht durchaus spannend sein. Je „trockener“ das Rechtsgebiet, desto greifbarer und nachvollziehbar muss die Darstellung desselben sein, um den Leser zur Erkenntnis zu führen.
Das vorliegende Werk des Zivilprozessrechts schafft dies ohne Zweifel. Mit seinen 312 Seiten ist es zwar kein Schwergewicht. Allerdings verfolgt es sein Ziel sehr zielstrebig, denn ohne lange Ausschweifungen wird jede Thematik schnell auf den Punkt gebracht.

Kleine Eingangsfälle werfen Fragen auf, die in dem darauf folgenden Kapitel beantwortet werden. Das Werk ist vor allem auch deshalb angenehm zu lesen, da es nicht andauernd durch Fußnoten unterbrochen wird. Der Autor beschränkt sich bei Verweisen auf das Wesentliche und setzt diese inmitten des Fließtextes in Klammern.

Lehrbücher zum Zivilprozessrecht sind leider hinsichtlich ihres Inhaltes nicht einheitlich. Manche behandeln das gesamte Zivilprozessrecht, bestehend aus Erkenntnis- und Vollstreckungsverfahren, in einem Werk; manche sehen im Zivilprozessrecht auch nur das Erkenntnisverfahren und beschränken sich deshalb hierauf. So geschieht es auch im vorliegenden Werk. Wer auf der Suche nach einem umfassenden Werk ist, was sich vollumfänglich auch dem Zwangsvollstreckungsrecht widmet, wird mit dem Zeiss/Schreiber leider nicht vollends zufriedengestellt. Aspekte des Zwangsvollstreckungsrecht werden allenfalls nur am Rande behandelt.

Kompensiert wird dies gewiss durch die Qualität des Textes. Der Schreibstil ist angenehm und nicht aufgebläht. Probleme werden teils „klausurfertig“ aufgearbeitet (a. Streitig ist, …; b. Nach der Theorie x, …; c. Nach der Theorie y, …; d. Für den Eingangsfall bedeutet dies …), was gerade im „trockenen“ Prozessrecht wichtig ist. Auch die thematische Gliederung verfolgt ein sinnvolles Konzept. Von grundsätzlichen Fragestellungen, wie der Parteistellung und den Verfahrensmaximen geht das Werk weiter in Richtung Erkenntnisverfahren, wenn die Klageerhebung, das Verhalten der Parteien im Prozess und der gerichtliche Beweis behandelt werden. Das Buch schließt nach einer Darstellung des Prozessendes samt Erläuterung von Rechtskraft und Durchbrechung derselben mit einem kurzen Überblick über die Rechtsmittel sowie Querschnittfragestellungen, beispielsweise besondere Verfahrensarten und des Kostenrechts ab.
Dies gibt dem Werk das Prädikat, nicht nur als Lehrbuch, sondern auch als Nachschlagewerk sehr gut geeignet zu sein.

In einem Fazit muss bedacht werden, dass es sich hier um ein Lehrbuch hauptsächlich des Erkenntnisverfahrens handelt, dass mit 29,- € für 312 Seiten kein Preisschlager ist. Gleichwohl versteht es der Verfasser, die trockene Materie des Zivilprozessrechts so greifbar zu machen wie kaum ein zweiter. Das Buch erhält daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Ob sich der Kauf lohnt, muss schließlich jeder selbst wissen. Ein wenig einfacher fällt die Entscheidung, wenn man bedenkt, dass es sich beim Zivilprozessrecht um eine nicht allzu schnelllebige Materie handelt und das vorliegende Werk wesentlich „alterungsbeständiger“ ist als viele Lehrbücher zum materiellen Recht.

[rating:4]